In die Täler der Apatani und Nyishi

Arunachal Pradesh ist eine der ursprünglichsten und abgelegensten Region von Indien. Hier gibt es schroffe über 5000 Meter hohe Berge und undurchdringlichen Dschungel. Arunachal Pradesh ist für indische Verhältnisse auch extrem dünn besiedelt. Pro Quadratkilometer sind es durchschnittlich nur 17 Personen, in der Schweiz sind es zum Vergleich über 200. So gering die Zahl der Einwohner, umso vielfältiger sind die verschiedenen Ethnien, Sprachen und Religion. Hier leben über 104 indigene Stammesvölker mit ganz individuellen Traditionen, die sie sich bis Heute weitgehend authentisch erhalten konnten. Ein Land für Entdecker, Abenteurer und natürlich Fotografen – ich nehme euch jetzt mit…

zu den Stämmen von Arunachal Pradesh

Meine Reise ins Ziro-Tal

Von Assam und der Flussinsel Majuli mache ich mich auf in den Himalaya und übertrete die Grenze zum indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh. Hier gibt es einen Kontrollposten und es ist einiges an Papierkram nötig, denn Arunachal Pradesh darf von indischen und ausländischen Touristen nur mit einer Spezialbewilligung, Gruppe und Guide betreten werden. Damit sollen die verschiedenen kleinen Volksstämme vor Touristenströmen geschützt werden. Ich glaube aber eher, dass dies aus militärpolitischen Überlegungen geschieht, denn Arunachal Pradesh grenzt direkt an China und Myanmar (>weitere Infos siehe Reisetipps am Schluss).

Die Landschaft verändert sich sprunghaft, vom weiten Flussbett des Brahmaputra geht es in die Berge. Wunderschön das Grün der Wälder. Im Gegensatz zum Dschungel von Meghalaya sehe ich hier auch einige Tiere. Als Kamal, mein toller Fahrer, das erste Mal abrupt bremst, bin ich etwas erstaunt, denn am Wegrand steht doch nur eine Kuh, und Kühe gibt es in Indien sehr, sehr viele. Doch beim zweiten Blick merke ich, dass sie etwas anders aussieht. Hier sehe ich mein erstes Mithun!

Das Mithun

Dann erreiche ich das grosse Tal von Ziro. Es liegt auf ca 1800 bis 2400 Meter über Meer und wurde nach dem Ziro-Clan benannt, der als erster Apatani Stamm hier siedelte. Das Volk der Apatani gilt als eines der ältesten Stämme Nordostindiens und ihre Existenz ist von zahlreichen Geschichten und Legenden umgeben. Ganz ehrlich gesagt bin ich aber etwas enttäuscht vom Tal, denn es regnet, der Himmel ist grau und verhangen und die Dörfer sehen genau so düster dunkel, grau und braun aus. Das kann ja nur noch besser werden.

Ich übernachte hier in einem Homestay im kleinen Dorf Siiro.

Reisetipp

Übernachtung im Homestay

Mein Homestay hat einige Gästezimmer in einem separaten Trakt mit eigenem Badezimmer und Heizstrahler. Dieser funktioniert aber nur zu bestimmten Zeiten, da es nicht immer genügend Strom gibt. Weiter hat es ein Wohn- und Esszimmer mit Holzofen und offener moderner Küche, sowie ein traditionelles Esszimmer.

Traditionelles Nachtessen

Am zweiten Abend essen wir nicht im Esszimmer sondern werden in den traditionellen Wohnraum der Homestayfamilie geführt. Dort brutzelt schon unser Nachtessen in Bambusrohren im Feuer. Im Bambus garen Gemüse und Poulet gemischt mit Ei. Wir sitzen auf kleinen Schemel rund ums Feuer. Da ist es auch wohlig warm. Zudem wird selbstgebrauter Reiswein gereicht. Was für ein Erlebnis!

Am Morgen regnet es immer noch. Doch davon lasse ich mich natürlich nicht abhalten und gehe auf meinen Morgenspaziergang durch das ländliche Siiro, vorbei an blühenden Bäumen, einzelnen Häuser, Reisfeldern und kleinen Gärten in denen Salat und Kohl angepflanzt wird. Zum Frühstück tischt mir dann mein Homestay ein lokales Gericht auf, mich erinnert das sehr stark an Milchreis. Sehr fein. Dazu gibt es auch noch einen frischen Fruchtsalat. Besser kann der Tag nicht beginnen und auch das Wetter hat ein einsehen und es tröpfelt nur noch ganz selten. Aus dem einheitlichen Grau-Braun wird jetzt eine ganz mystische Stimmung.

In den Apatani Dörfern

Nun möchte ich mit meinem lokalen Guide das Tal von Ziro und einige seiner Dörfer vom Stamm der Apatani entdecken. Ich besuche die Dörfer Hong und Hari. Umgeben sind sie von Reisfeldern auf der einen Seite und Bambuswald auf der anderen. Dieser ist eingezäunt, denn Bambus wird hier so vielseitig eingesetzt und ist für sie ein wichtiges Baumaterial. Deshalb hat jede Familie eigene Bambusgärten. Es gibt natürlich moderne Einflüsse im Dorf, Wellblechdächer, Sonnenkollektoren, LED-Strassenbeleuchtung oder teure Autos. Vieles ist aber immer noch traditionell. Und wer genau hinschaut, der sieht nicht nur schöne Details wie liebevoll arrangierte Blumentöpfe, sondern auch Schutzobjekte und rituelle und kulturelle Gegenstände. Das letzte Bild zeigt zum Beispiel einen Stab vor dem Haus, der anzeigt, wie viele Jungen hier leben.

Vor vielen Häusern steht eine Fahne mit einer roten Sonne. Traditionell sind die Apatani wie die meisten der Stammesvölker in Nordostindien Animisten und folgen der Donyi-Polo-Religion, die Sonne und Mond verehren und Naturgeister anbeten. Das Symbol dieser Religion ist der roter Kreis auf weissem Grund. Priester spielen innerhalb der Dorfgemeinschaften eine ganz besondere Rolle und werden bei vielen auch alltäglichen Problemen gerufen und um Rat gefragt. Vor den Häusern oder bei den Reisspeichern werden Bambuskonstrukte mit Hühnerfedern, Eierschalen und auch Hühnerherzen zum Schutz aufgestellt. Je nach Himmelsrichtung findet sich die eine oder andere Anordnung. Für mich recht schwer verständlich, aber für die Menschen hier sehr wichtig.

Der Lapang

Das traditionelle Zuhause der Apatani

Ich habe die Ehre von zwei Frauen zum Tee und Reiswein in ihr Haus eingeladen zu werden. Das ist unheimlich interessant. Im Haus ist es unglaublich dunkel da es keine Fenster gibt. Einzelne Glühlampen geben ein wenig Licht. Das Zentrum vom Raum ist die Feuerstelle. Sie ist natürlich auch der Lieblingsplatz vom Haushund und der Katzenfamilie, die sich durch unseren Besuch nicht stören lassen. Ich muss mich zuerst etwas daran gewöhnen, denn das Feuer hat nicht wirklich einen Abzug, darum stinkt es wahnsinnig nach Rauch. Als sich meine Augen ans Dämmerlicht gewöhnen, sehe ich ein Hühnchen oberhalb dem Feuer hängen, es wird geräuchert, genau so wie das Mithunfleisch, dass fürs nächste Fest ist. Das kann hier mehrere Monate hängen. Ob das aber noch schmeckt möchte ich stark bezweifeln. Aufs probieren kann ich dankend verzichten. Seitlich hat es noch eine modernere Küche und die Schlafzimmer. Die Toilette, das Badezimmer und die Waschmaschine sind draussen im Hof.

Der Nasenschmuck der Apatani Frauen

Apatani-Frauen haben sich früher ganz klar von anderen Stammesvölkern von Arunachal Pradesh unterschieden. Die Frauen waren im Gesicht tätowiert und trugen ein sehr aussergewöhnlich grosses Nasen-Piercing in beiden Nasenlöchern. Es sind grosse schwarze Bambusplättchen, die von den Einheimischen «Dats» genannt werden. Dieser Brauch wurde aber in den 1970er Jahre von der indischen Regierung verboten. Darum tragen ihn heute nur noch ältere Frauen. In einigen Jahren/Jahrzehnten wird dieses Erbe darum ganz verschwunden sein.

Es gibt unterschiedliche Meinungen zum Grund der Tätowierungen und Piercings. Einige meinen, dass die Männer damit ihre Frauen für stammesfremde Männer unattraktiv machen wollten, denn Apatani Frauen galten jeher als besonders schön. Die Frauen wurden dazu gezwungen um sie zu schützen. Denn früher war es leider weit verbreitet, dass Frauen von anderen Stämmen geraubt wurden.
Ich habe jedoch eine Frau getroffen, die sich trotz Busse und Strafe nach 1970 freiwillig tätowieren und Piercen lies. Ihre Familie war dagegen, doch sie wollte es machen, da sie sich so viel schöner fand. Das Nasenpiercing hatte sie aber später entfernt. Sie hat auch einen Ehemann gefunden und wie sie betont, aus Liebe geheiratet. Ihm gefallen ihre Tätowierungen auch sehr.

Nachfolgender Hausbesuch ist für mich besonders eindrücklich. Die Apatani-Frau ist zwischen 80-100 Jahre alt. Jetzt im Winter sitzt sie am liebsten am warmen Feuer. Ich musste mich zuerst sehr an den beissenden Rauchgestank und an die Dunkelheit gewöhnen. Sie lebt aber so schon ihr ganzes Leben und kann sich nichts anderes vorstellen. Sie möchte auch nicht mehr ins neuere Haus umziehen, dass die Familie nebenan gebaut hat.

Fotografieren:

Vorbereitungen für das Myoko Fest

Das Myoko Fest ende März ist eines der wichtigsten Feste der Apatani. Das Fest dauert mehrere Tage. Ich kann dieses aber nicht mehr miterleben, dafür kann ich die Vorbereitungen sehen. Riesige Fleischstücke werden mit Hilfe von Bambusstäben oberhalb vom Feuer aufgespannt und so geräuchert. Auch wird Reiswein und Reisbier gebraut und in grossen Kanistern für das Fest bereit gestellt. Des weiteren gibt es verschiedene Rituale, die schon vorher vorbereitet werden. Nicht umsonst wurden früher Nordostindien als Land der Kopfgeldjäger benannt… Zum Beispiel muss ein Affe im Dschungel gefangen werden. Dieser wird dann am Fest geopfert und sein Kopf wird in einem speziellen Häuschen ausgestellt. Ich sehe noch den letztjährigen Schädel.

Geschichten und Legenden

Der spezielle Reisanbau der Apatani

Im Ziro-Tal wird grossflächig Nass-Reis angebaut. Sie haben ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem und geschickt angelegte Terrassenfelder und so ist der Reisanbau auch in einer Höhe von über 1500m möglich. Die grösseren Wasserläufe aus den Bergen werden umgelenkt und so die Felder bewässert. Ich komme beim Reisfeld an einem Velofahrer mit einem grossen silbernen Topf vorbei. Wisst ihr was es da drin hat? Kleine Fische! Er bringt diese zu den Bauern. Denn die Apatani haben beim Reisanbau noch eine ganz spezielle Besonderheit. Wenn der Reis gepflanzt wird und im Wasser wächst, dann werden dort auch kleine Fische ausgesetzt. Diese wachsen mit und können dann im Herbst gefangen werden. Reisanbau und Fischzucht in einem, eine sehr effektive und umweltschonende Nutzung der Ressourcen. Während meinem Besuch haben die Apatani gerade begonnen die Felder nach der Winterruhe wieder herzustellen, so dass bald der Reis gepflanzt werden kann. Unverzichtbar sind auf den Reisfeldern Gummistiefeln.

Probiertipp

Kiwi-Wein vom Ziro-Tal

Kiwi und Indien? Und erst recht Wein und Indien? Zwei Komponente, die ich jetzt hier im Zirotal nicht erwartet hätte. Aber es gibt sie, beide, und auch noch in Kombination. Arunachal Pradesh ist der grösste Kiwi Produzent von Indien. Hier wachsen sie am besten und auch noch wild.
Das Weingut Naara Aaba im Apatani-Dorf Hong zeichnet sich durch die Herstellung des Weins aus handverlesenen Kiwi von lokalen Bauern aus. Aber auch Weine mit anderen Früchten mit Ingwer oder Chili werden hergestellt. Eine Weinverkostung in Indien, das hätte ich nicht erwartet!

Auf dem Markt von Ziro

Als der Regen wieder anfängt, geht es nach Ziro in die Stadt. Dort besuche ich das Museum. Das ist noch interessant, da ich dort vieles über Arunachal Pradesh und seine Volksstämme erfahre. Über die Präsentation lässt sich streiten, da ist noch viel Luft nach oben. Aber schön finde ich, dass ich viele Gegenstände, die hier ausgestellt sind, noch im Einsatz im Alltag sehe.
Auch toll zu besuchen ist das Handwerkszentrum, wo ich sehen kann wie gewebt, genäht, etc wird. Aber das Highlight von Ziro ist für mich der Markt. Hier geht es nämlich etwas exotischer zu und her. Ausserhalb der grossen Markthalle befindet sich der Markt für Frischfleisch. Jetzt weiss ich wieder, warum ich in Indien auf Fleisch sehr gut verzichten kann. Aber gegenüber anderen Landesteilen finde ich ist das Leben als Vegetarier in den Nordoststaaten etwas schwerer, da es sehr viele Fleischgerichte gibt, und nicht so viel Abwechslung bei den vegetarischen Speisen…

Im Innern der Halle gibt es aber viel Gemüse, aber auch getrocknete Fische und getrocknetes Mithunfleisch am Spiess. Die Verkäuferinnen sind warm eingepackt, einige haben auch ein kleines Elektroöfchen bei sich.

Das Essen von Arunachal Pradesh unterscheidet sich schon etwas von anderen Orten. Bambus will ich natürlich probieren, doch drei Mal sind genug, das muss ich aufgeben. Bambus wird hier mit anderem Gemüse oder Poulet immer in einer klaren Brühe gekocht. Sieht ja eigentlich lecker aus, aber die Sauce hat es in sich, ist die scharf… Und das jedes mal wenn ich es bestelle. Und ich esse gerne scharf, aber dieses Gericht ist einfach nichts für mich…  Und noch eine Zutat entdecke ich auf dem Markt auf die ich dankend verzichten kann..

Mal etwas andere Zutaten…

Spaziergang mit tierischer Begleitung

Sind die nicht goldig? Ich muss aber ehrlicherweise gestehen, ich habe grossen Respekt vor den indischen Hunden, denn ich hatte schon einige nicht so schöne Begegnungen mit Hunden in anderen Landesteilen. Gebissen wurde ich aber noch nie!
Aber in Arunachal Pradesh, Assam und Meghalaya sind die Hunde sehr freundlich. Hier habe ich das Gefühl, dass die Hunde eine stärkere Bindung zum Zuhause haben als anderswo in Indien. Die Menschen kümmern sich mehr um sie. Dadurch haben sich die Hunde nicht zu wilden Rudeln zusammen geschlossen und bellen auch nicht die ganze Nacht. Die Apatani oder auch die Kashi in Meghalaya sind recht stark mit der Natur verbunden. Das merke ich auch in dieser Beziehung in ihrem Umgang mit Tieren.

Einzig beim spazieren ist etwas Vorsicht geboten, aber auch nur, wenn dich der Homestayhund begleitet. Der Schäferhundmischling, der mir gerne Steine zum Werfen bringt (Stöcke hat er verschmäht ;-), hat mich nämlich auf meinem Spaziergang begleitet und dabei einige Male als Puffer zu anderen Hunden missbraucht. Diese wollten natürlich ihr Revier verteidigen. Ausser Gebell ist aber nichts passiert. Ich habe mich über den tierischen Begleiter aber trotzdem gefreut, ein Hundespaziergang ohne Leine wäre ja in der Schweiz undenkbar.

Tiere in Arunachal Pradesh

Fahrt Mitten durch den Dschungel

Viele Horrorreiseberichte habe ich über die Autofahrten in Arunachal Pradesh gelesen – von Schotterpisten über Schlaglöcher bis hin zu nie endenden Baustellen… Das alles kommt mir sehr bekannt vor und habe ich schon mehr als einmal in Indien erlebt. Wenn Fahrten mehr als doppelt so lange gehen wie nach Plan, wenn aus 5 Stunden 10 Stunden werden, dann wird das Reisen mühsam und macht keinen Spass mehr. Deshalb schaue ich bei der Reiseplanung genau hin, welche Route am besten ist und wie viele Zwischstopps sinnvoll sind. Mehr als 5 Stunden Fahrt (gemäss Routenplaber) versuch ich zu vermeiden. Aber ehrlich gesagt mag ich mehrspurige Autobahnen auch nicht.
Ich habe nun gelesen, dass eine dieser «Horrorstrassen» 2023 zum Nationalhighway NH13 wurde. Und der müsste doch nicht so schlecht sein, oder? Darum will ich nun auf ihm von Ziro nach Bomdila fahren, und nicht wie 99% der Touren, die wieder runter nach Assam fahren und dann die Berge umrunden. Mittendurch ist meine Devise. Ich erhoffe mir davon auch, dass ich in Tawang auf über 3000 Meter weniger Probleme mit der Höhe habe, da ich besser akklimatisiert bin. Wie ich später dann aber erfahre geht die Strasse hier auch bis 500 m.ü M. runter. Aber sie ist toll!!! Sehr wenig Verkehr, fast keine langsamen Lastwagen, und eine fantastische Landschaft.

Wir fahren mit maximal 60km/h, mehr ist nicht erlaubt (angeschrieben wären 40knm/h ;-). Fast in der Mitte und an der Höhenmässig tiefsten Stelle, in Seppa, unterbreche ich die Fahrt und übernachte in einem neueren Homestay am Stadtrand. Die touristische Infrastruktur ist noch nicht so gut, WC› s sind rar und Hotels einfach, aber diese Route ist auf jeden Fall empfehlenswert. Bei einem Zwischenstopp lernen ich einen weiteren Volkstamm von Arunachal Pradesh kennen. Wir halten bei einem Dorf der Nyishi.

Die Nyhsi

Im Zuhause der Nyishi

Schon beim ersten Haus im Dorf werden wir zum Tee eingeladen. Das  traditionelle Haus der Nyishi unterscheidet sich etwas von dem der Apatani. Es steht auch auf Stelzen, aber ist nicht aus Holz, sondern komplett aus Bambus. Darum muss ich sehr aufpassen wohin ich trete, denn auch der Boden ist mit ganz dünnen Bambusmatten belegt und trotz meines leichten Gewichts (für europäische Verhältnisse 😉 knackt es ein paar mal beängstigend laut. Hier hat es nicht nur eine Feuerstelle, sondern gleich zwei. Was es damit auf sich hat, erfahre ich etwas später.
Zwei Damen kochen für uns Tee und unterhalten sich mit meinem Guide. Nur eine der beiden Frauen lebt aber hier, die andere ist weiter unten im Dorf zuhause und möchte mir nun unbedingt auch noch ihr Haus zeigen.

Und dieses lohnt sich! Ihr Haus verdient die Bezeichnung «Langhaus»! Es ist riesig. Doch auch hier hat es keine Fenster, Licht kommt nur durch den Eingang. Im Haus hat es gleich 5 Feuerstellen! Wenn ein Sohn eine neue Familie gründet, dann bekommen sie auch eine eigene Feuerstelle und einen angrenzenden Schlafraum. Sonst wären es zu viele Personen für eine Feuerstelle und das Feuer könnte im Winter nicht alle wärmen. In der Mitte vom Haus hat es auch hier einen kleinen seitlichen Betonanbau mit einer «modernen» Küche. Die Familie baut gerade anschliessen ein kleines neues Betonhaus. Immer wenn wieder Geld da ist wird dieses erweitert. Ich hoffe aber, dass ihre Tradition noch lange erhalten bleibt und zum Beispiel die Mithunhörner auch in Zukunft als Statussymbol und Ritueller Gegenstand an der Wand zu sehen sein werden.

Tipps Hausbesuch:

Unbedingt um Erlaubnis fragen, ob Fotos ok sind. In den Häusern ist es unglaublich dunkel. Ein lichtstarkes Objektiv ist von Vorteil.
Schuhe ausziehen! Diese bleiben draussen auf der Veranda. Wegen der Kälte am besten dicke Socken tragen.
Tee oder Reisschnaps ist mir in den Häusern angeboten worden. Dies kann bedenkenlos getrunken werden, denn der Tee wird z.B. immer frisch aufgekocht. Bei Wasser würde ich aber aufpassen.
Im Zirotal erwarten die älteren Apatani-Frauen Geld fürs fotografieren. In anderen Dörfern sollte der Guide gefragt werden, denn dort ist eine «Geldspende» oft nicht gut, kleine Gastgeschenke aus der Heimat sind da besser. Er weiss was angemessen ist.
Zum sitzen gibt es für Gäste kleine Hocker.

Auf dem Bauernmarkt

Entlang vom Nationalhigway 13 gibt es immer mal wieder kleine Marktstände wo die Frauen aus der Umgebung ihre Waren verkaufen. Warm eingepackt sitzen sie da und warten auf Kundschaft. Pilze werden in Blätter eingewickelt verkauft, doch kommt auch immer viel Plastik zum Einsatz, denn die Waren werden zu Portionen zusammengefasst und so verkauft. Auf eine schöne Präsentation der Waren wird grossen Wert gelegt, wohingegen die Marktunterstände sehr zusammengewürfelt und lottrig aussehen… Hier lohnt sich somit der Blick für die Details.

Kauftipp

Leckere Orangen

Goldig leuchten sie mir am Strassenrand entgegen – die Arunachal Orange. Sie ist unglaublich lecker und wird von den Bauern direkt am Strassenrand in keinen Bambuskörben verkauft. Die Orangen werden mit langen Stäben sorgfältig von den Bäumen geholt.

Auf dem Wochenmarkt

Die Fahrt auf dem NH13 bietet immer wieder Überraschungen und die Möglichkeit für spontane Stopps, sei es wegen einer besonders schönen Aussicht oder wie hier einem kleinen Markt am Dorfeingang. Dieser ist speziell, denn hier hat es Händler aus anderen Teilen von Indien, es werden Alltagsgegenstände, Kleider, Werkzeuge und auch die dicken, warmen und kuscheligen Bettdecken verkauft (im ungeheizten 8-14 Grad warmen Zimmer empfehle ich mind. 2 zu nehmen). Gewürze werden hier in riesigen Säcken verkauft. Den meisten Andrang hat aber der Glücksspielstand wo fleissig und lautstark gewettet wird. Hier treffe ich auch eine Frau vom Stamm der Aka, dieser hat wieder spezielle Gesichtstatoos, drei Linien unter dem Kinn, die zusammen laufen. Das Foto dieser Lady ist in der Bildershow am Schluss.

Essenstipp

Frische Reiskuchen

Am Markt werden in Blätter eingewickelte Reiskuchen verkauft. Die muss ich natürlich probieren. Die Reiskuchen werden vor Ort geformt und über kleinen Öfen gedämpft. Sie sind so ganz frisch, noch warm und lecker. Sehr süss sind sie nicht, aber ein guter Snack für zwischendurch.

Meine Reisetipps für das Ziro-Tal

Arunachal Pradesh ist ein riesiger grüner Fleck auf der Landkarte von Indien. Da es hier so viele verschiedene Völker und Vegetationszonen gibt, habe ich zwei separate Reiseberichte geschrieben. Hier sind meine Tipps fürs Ziro Tal:

Anreise

Beste Reisezeit

Reisen im März

Spezialpermit und Visa

Reiseplanung

Frage schon am Vortag was es zum Frühstück gibt oder du möchtest, dann können sie das auf eine bestimmte Zeit vorbereiten, denn sonst dauert es meisten 30 Minuten, wenn nicht länger…

Packliste

Regenjacke/cape, Regenschirm
Regenschutz für die Kamera
Wasserfeste Schuhe
Lichtstarkes Objektiv zum fotografieren in den dunklen Räumen
warme Kleidung für den Abend
warme Hausschuhe oder wenigstens dicke Socken fürs Zimmer und das Ess- und Wohnzimmer

Guide

Meine Reiseroute

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