






Meine Reise ins ehemalige Amdo
Amdo wird zusammen mit Kham und Dbus-Gtsang als eine der drei historischen Provinzen Tibets bezeichnet, war jedoch nie eine administrative Einheit. Die Region von Amdo liegt mitten im heutigen China und erstreckt sich über die chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu und Sichuan. Dadurch sind hier die Einreisebestimmungen für Ausländer nicht so streng wie in der heutigen Autonomen Region Tibet. Darum möchte ich hier die Neujahrsfeierlichkeiten Losar im Winter erleben. Ein unglaubliches Erlebnis.
tibetische Kultur, Bräuche und Traditionen
Tibetische Klosterfeste in Amdo
An vielen Orten in der ehemaligen tibetischen Provinz Amdo kann sich der tibetische Buddhismus wieder ausbreiten und er darf von seinen Menschen auch relativ offen gelebt werden. Vor allem an den Klosterfesten zum Fest Losar, dem tibetischen Neujahr, finden Maskentänze, Schamanentänze und Zeremonien statt. Ich konnte als eine der wenigen westlichen Touristen mit dabei sein und konnte wundervolle Momente mit meiner Kamera einfangen. Und Fotos sagen manchmal mehr als 1000 Worte…












Maskentänze
In jedem Kloster sind die Maskentänze, oder Chamtänze, wie sie genannt werden, das Highlight der Festlichkeiten. Wann diese genau beginnen ist jedoch nie ganz klar, da vorher die Möche verschiedene Gebete und Zeremonien durchführen. Verschiedene Tänze werden nacheinander gezeigt, verschiedene buddhistische Geschichten werden aufgeführt. Dabei kommen auch ganz verschiedene Masken und Figuren zum Einsatz. Im Winter finden in Rebkong auch ein grosse Schamanentreffen statt, welches mehrere Tage dauert. Die Dorfbewohner erhalten vom Lhawa, wie die Schamanen hier genannt werden, Ratschläge zur Förderung ihrer Gesundheit und ihres Glücks und zur Stärkung ihrer Sicherheit. Die Feier wird auch hier von grossartigen Maskentänzen und Zeremonien in den nahegelegenen Klöstern begleitet.












Amdo war früher ein Teil vom riesigen Reich Tibet. Heute ist Amdo ein Teil der chinesischen Provinz Qinghai, die im Norden an die Autonome Region Tibet grenzt. In dieser Provinz leben nicht nur Tibeter, sondern auch noch viele andere Minderheiten und Völker, auch muslimische Gruppen. All dies konnte die Regierung in Peking nicht verbieten, darum sind hier zum Glück die Bestimmungen und Verbote nicht ganz so streng.













Gebetsfahnen
Schön zu sehen, dass hier in dieser Region wieder so viele Gebetsfahnen im Wind flattern und dadurch ihre Segenssprüche auf der ganzen Welt verteilen können.
Hier in Amdo erlebe ich einen weiteren Brauch, der mir sonst im Himalaya noch nicht begegnet ist. Auf Passen oder bei Stupas werden Zettel mit Gebetssprüchen in die Luft geworfen. Auch damit werden die Sprüche mit dem Wind in den Himmel getragen. Für die Umwelt gefallen mir aber die Gebetsfahnen besser.
Das Entrollen der Thankas
In den Klöster hängen viele Thangkas. Das sind buddhistische Rollbilder. Zu Losar wird ein ganz besonders grosses hervorgeholt, dass nur ganz kurz entrollt und gezeigt wird. Die Tibeter kommen von weit her, um dieses Bild sehen zu dürfen und es ist eine grosse Ehre, das Tanka tragen zu dürfen, dieser Job ist somit heiss begehrt.













Butterfiguren
Das Kloster Labrang ist neben Kumbum das berühmteste Kloster in Nordosttibet. Einer meiner Reisekameraden war hier schon in den 70er Jahren, damals war es fast vollständig zerstört. Nun ist es wieder eines der grössten Klosteranlagen. in der über 2000 Mönche leben.
Am Abend besuche ich das Fest der Butterskulpturen. Für diesen Anlass werden aus Yak-Butter wundervolle Skulpturen geformt, welche nur für eine Nacht zu sehen sind. Um das Hauptkloster führt ein Pilgerweg, diesen unternehme ich nun und komme so an den wunderbaren Figuren vorbei. Es hat wahnsinnig viele Pilger und so geht es nur langsam voran.
Die traditionelle Winterkleidung der Männer
Mag es im Januar oder Februar, wenn die Feste nach dem tibetischen Kalender stattfinden, noch so kalt sein, die Tibeter lassen sich davon nicht abschrecken und haben in ihrer traditionellen Kleidung auch mollig warm. Das spezielle an ihren Mänteln sind sicher die überlangen Ärmel. Und wenn es doch nicht so kalt ist, so kommt der eine Arm aus der Jacke.












Die traditionelle Winterkleidung der Frauen
Auch die Frauen tragen an den Festen das traditionelle Gewand. Ihre Haare sind dabei auch zu zwei Zöpfen geflochten, die hinten in der Mitte wieder zusammenführen. Die Pilger haben oftmals eine Mala, eine Gebetskette, in der Hand, drehen die Gebetsmühlen und murmeln dazu Gebete und Mantras. Oh mani padme hum ist eines der ältesten Mantras des tibetischen Buddhismus, ein Ausdruck des Mitgefühls und der Wunsch nach Befreiung aller Lebewesen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.









Chinesische Touristenaktion Tibet
An den meisten Festen hatte es keine 10 Ausländer und ich war selber eine grosse Attraktion für die Einheimischen. An einigen wenigen Festen hatte es aber chinesische Touristen, die im grossen Reisecars in Scharen herangefahren werden. Das tibetische als Touristenattraktion im eigenen Land… Die Chinesen bleiben zum Glück nicht so lange und sind oft in der Gruppe anzutreffen, so dass ich denen gut aus dem Weg gehen konnte. Was aber sehr traurig zu sehen ist, dass sie sehr ruppig mit den Einheimischen umgehen und sich auf manchen Einheimischen mit schöner Tracht richtiggehend gestürzt haben…
Kleine Reiseepisoden
Wie Vorstellung und Realität manchmal auseinanderliegen: Wärmpeds für Hände und Füsse, ein Stoffbeutel um die Akkus am Körper tragen zu können, ein isoliertes Kissen um bei den Klosterfesten länger am Boden sitzen zu können, eine warme Dauenjacke, gefütterte Schuhe… Meine Packliste für diese Reise hatte es in sich! Ich machte mir im Vorfeld viele Gedanken, denn meine Reise ging dieses mal im Januar in den Himalaya auf 3000 – 4000 Meter Höhe.
Auf meinen Reisen in den indischen Himalaya im Spätherbst weiss ich aus Erfahrung, dass die Isolation der Häuser zu wünschen übrig lässt. Abends müssen darum auch drinnen Jacken getragen werden. Auch bei der Kamera treffe ich Vorkehrungen. Haben die Akkus und die Elektronik zu kalt, kann sie unter Umständen nicht mehr funktionieren, und das will ich natürlich verhindern. Was mich dann aber in China erwartet, hätte ich mir nicht mal in meinen Träumen vorstellen können! Mein Thermometer zeigt 30,2°C im Zimmer an. Die Zentralheizung lässt sich nicht regulieren und die Rezeption zeigt sich uneinsichtig, denn alle anderen Gäste (alles Chinesen) mögen es so. Darum muss ich nun bis zur letzten Sekunde zu warten, bis ich mich in die Thermounterwäsche und mehrere Lagen von Pullover und Jacken stürze, um nach draussen zu gehen. Dort lohnt sich aber meine warme Kleidung, denn so kann ich bis am Schluss an den Festen bleiben und es auch geniessen.
Das ist aber nicht das einzige mal, als ich mich über die Chinesen wundern musste, einige Ansichten sind mir wirklich sehr fremd. Die Tatsache, dass ich mich täglich bei der Polizei registrieren musste, kam hingegen einem anderen westlichen Touristen zugute. Denn der wurde von seiner Reisegruppe bei einem Fotostopp vergessen. Und da nur wenige westliche Touristen unterwegs waren, konnte die Polizei ihn sehr schnell wieder bei seiner Gruppe abliefern.

Meine Reiseroute
Über Peking bin ich nach Xining geflogen und habe dort zum ersten Mal eine chinesische Grossstadt erlebt. Unbedingt Abends zum Park und an den Gemeinschaftstänzen mitmachen.
Nach einem Tagesausflug zum Kokonor See mit seinem meterdicken Eis und den surreal wirkenden Sanddünen habe ich die Klöster Kumbum, Gonlung, Rebkong, Langmusi, Luchu und Lebrang besucht, wo ganz unterschiedliche Feste und Zeremonien stattgefunden haben.
Von Lanzhou ging es über Peking wieder zurück Nachhause. Ich war somit vor allem in der chinesischen Provinz Qinghai unterwegs.
Meine Reisegruppe
Ich bin nach Amdo nicht alleine, sondern mit Himalayatours in einer kleinen Gruppe gereist, da ich sonst als Fotografin keine Chance auf ein Visum gehabt hätte. Himalayatours kann ich sehr empfehlen, die Reise war super organisiert und toll. Meine Reisegruppe bestand aus nur 4 weiteren begeisterten Globetrottern, wodurch wir unheimlich flexibel waren. Reisen auf eigenen Faust ist hier in Amdo überaus schwierig, denn die meisten Chinesen sprechen überhaupt kein Englisch, ich kein Chinesisch und das Verständigen ist sehr schwierig. An Gelegenheiten zur Kommunikation hätte es nicht gefehlt, den an den Festen habe ich einige Leute getroffen, die sich für mich und meine Fotos interessierten. Durch und über meinen tibetischen Guide habe ich aber trotzdem vieles Erfahren.
© Alle hier gezeigten Fotos unterstehen dem Urheberrecht von Jasmin Ilg, fotodesign-ilg. Die Fotos dürfen ohne ihr Einverständnis weder kopiert noch abgespeichert werden. Die Bilder und Bildrechte können aber käuflich ohne Wasserzeichen und in grosser Auflösung zu einem fairen Preis erworben werden. Vielen herzlichen Dank für deinen kleinen Unterstützungsbeitrag an meine Reisen. Jasmin Ilg hat noch viele viele weiteren Fotos, auch zu anderen Themen und Ländern und freut sich sehr über deine Anfrage.