Meine Reise nach Tawang
Willkommen in Tawang – wo die Berge den Himmel berühren, Spiritualität auf Geschichte trifft und jede Ecke eine Legende birgt, die darauf wartet, entdeckt zu werden. Ich nehme dich jetzt mit in den Himalaya, in die Heimat der Monpas, einem tibetischen Volksstamm, der ganz im Westen vom indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh lebt. Tashi Delek.
ins Land der aufgehenden Sonne
Tibetische Traditionen im Himalaya von Arunachal Pradesh
Mein Ziel, Tawang, liegt auf über 3000 Meter über Meer tief im Himalaya in Nordostindien an der Grenze zu China und Bhutan. Um dorthin zu gelangen muss ich einen Übernachtungstopp einlegen, denn in einem Tag ist die Fahrt über den 4170m Meter hohen Sela Pass nicht zu schaffen. Tawang liegt ganz im Westen vom indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh. Dieser Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Land der Berge in der Morgenröte“. Oft wird der Bundesstaat auch als „Land des Sonnenaufgangs“ bezeichnet. Darum möchte ich starten mit dem schönsten Sonnenaufgang, den ich auf der Reise in Tawang erlebt habe…




Der Bundesstaat Arunachal Pradesh
Arunachal Pradesh erstreckt sich zum grössten Teil am Rand vom Ost-Himalaya. Der indische Bundesstaat an der Grenze zu Bhutan, China und Myanmar ist geprägt durch den gewaltigen Gebirgszugs, der hier insgesamt relativ niedrig, jedoch stark zerklüftet und durch sein feuchtes Monsunklima mit einer subtropisch-immergrünen Regen- und Nebelwaldvegetation ausgestattet ist. Der Höchster Gipfel des Bundesstaats ist der Kangto mit 7090 m. Lediglich im äussersten Westen, im Distrikt Tawang erinnert das Land und seine Menschen an Tibet. Die Regierung in Lhasa hat dieses Gebiet auch noch bis zum Ende der 1940er Jahre verwaltet. Hier möchte ich dir diese Region vorstellen.
Hinauf in den Himalaya
Die meisten Reisenden fahren von der Brahmaputraebene direkt in Richtung Tawang. Ich habe jedoch einen mehrtägigen Umweg nach Ziro zum Volksstamm der Apantani und Nyishi gemacht (>Reisebericht Aruchanal Pradesh Ziro). Dadurch starte ich nicht auf Meereshöhe, sondern bin immer zwischen 500 bis 1600 Meter hoch und kann mich schon akklimatisieren.
Zuerst geht es durch eine knackig grüne und tropische Vegetation, dann wird es immer Alpiner und der Winter und die tibetische Kultur halten Einzug. Trotzdem sehe ich blühende Blumen und früchtetragende Orangenbäume am Weg. Die Strassen sind, wie du bei den folgenden Fotos erkennen kannst, wirklich super. Nicht vorenthalten möchte ich dir aber auch ein Foto der Toiletten, die es unterwegs gibt. Aber keine Angst, sieht schlimmer aus als es ist…








Die Monpa
Die Monpa sind eine grosse ethnische Gruppe, die ganz im Osten von Arunachal Pradesh in den Distrikten Tawang und West Kameng lebt. Sie sind Anhänger des tibetischen Buddhismus. Die traditionelle Kleidung der Monpa basiert auf der tibetischen Chuba. Gerade zu Losar sind viele Frauen in traditioneller Kleidung anzutreffen. Die Frauenkleidung ist aus einem rot gewebten Stoff mit feinem Muster. Speziell finde ich noch, dass sie jetzt im Winter keine warmen Hosen tragen, sondern nur kurze Socken. Das besondere ist die Kopfbedeckung, denn diese besteht aus einem schwarzen gefilztem Hut aus Yakhaar mit langen Zotteln. Den Hut tragen auch die Männer.
Erster Stopp Dirang Dzong:
Dirang ist mein erster Übernachtungsort im Gebiet vom Volksstamm der Monpas. Da es hier sehr viel zu erkunden gibt, bleibe ich gleich für 2 Nächte. Dirang ist sehr langgezogen und in zwei Dörfer unterteilt. Der untere, ältere Teil, Dirang Dzong, ist rund um die Burg (Dzong= Festung) auf einem kleinen Hügel angesiedelt. Der Dzong ist Heute immer noch bewohnt. Dieser Ortsteil gefällt mir ganz besonders gut. Ich liebe es, hier durch die kleinen Gassen zu spazieren und zu fotografieren. Einige Häuser haben wunderschöne blühende Orchideen auf den Balkonen. Dass diese hier auf ca. 1600m.ü.M. wachsen und schon Anfang März blühen, ist beeindruckend. In einigen Wochen sollten dann auch die wild wachsenden Orchideen im Dschungel zu blühen beginnen.
Beim kleinen Tempel im Zentrum kann ich zuschauen wie gerade Butterfiguren hergestellt werden. Wie klein und filigran diese gearbeitet werden! Zu diesem Zeitpunkt weiss ich aber noch nicht, dass es noch viel feiner und viel detailreicher geht. Lass dich weiter unten überraschen! Wenn das Fest oder die Zeremonie vorüber ist, dann werden die Butterfiguren zerstört indem sie nach draussen gestellt werden. So können sie die Tiere fressen – der Kreislauf des Lebens. Das konnte ich im letzten Foto festhalten.








Danach laufe ich zum über dem Dorf thronenden Khasthung Gompa (Gompa = Kloster) hoch, von wo aus ich einen schönen Blick aufs Tal und den Dirang Dzong habe. Vorbei geht es dabei an Manimauern, Gebetsmühlen und Chörten. Beim durchschreiten des Eingangtores zum Kloster lohnt es sich, auch einmal nach oben zu blicken, denn manchmal sind diese wunderschön bemalt. Darauf befindet sich ein Mandala, das jeden segnet, der unter ihm durch läuft.








Im Dirang Gompa hoch über der Stadt
Im neueren, grösseren Ortsteil Dirang lohnt sich vor allem der Besuch vom grossen Thupsung Dhargye Ling Gompa. Sein Name wurde ihm vom 14. Dalai Lama gegeben und bedeutet „Blühender Ort der Rede Buddhas“. Er steht für die Mission des Instituts, die Lehren Buddhas lebendig zu halten, damit auch künftige Generationen erleuchtet und inspiriert werden können. Von Ladakh und Bhutan kenne ich vor allem jahrhundertealte tibetische Klöster. Dieses hingegen wurde von 2007-2017 erbaut. Obwohl es neu ist, hat es Charme und bei der Dekoration wurde viel wert auf Details gelegt. Mit Gemälden und Statuen werden Geschichten von Buddha, Padmasambawha und Guru Rinboche erzählt. Und wie vielerorts in Arunachal Pradesh dürfen beim Eingang die Topfpflanzen mit Blumen nicht fehlen. Besonders finde ich bei der Umrundung des Klosters die dreidimensionalen Wandbilder. Obwohl ich schon so viele Klöster besichtigt habe, gibt es immer wieder etwas neues zu entdecken.
















Gebetsmühlen
Um das Dirang Gompa gibt es einen Weg, die Kora. Hier befinden sich 108 Gebetsmühlen. In deren Innern befinden sich Mantras, Gebete. Das drehen der Mühle gibt die Kraft dieser Mantras frei, denn bei jeder Umdrehung gilt das Gebet als 1x gesprochen.
Auf meiner Reise sehe ich kleine Gebetsmühlen, aber auch über 2 Meter grosse. Einige sind neu, andere Jahrhunderte alt, so dass schon die einzelnen Gebete sichtbar sind. Auch «moderne» Gebetsmühlen aus Petflaschen sehe ich. Auf ihnen ist das Mantra «Oh mani padme hum» geschrieben.








In der Stadt Dirang – einem bautechnischen Würfelwerk
Jetzt möchte ich dir natürlich auch noch einen Blick auf Dirang geben. Ich weiss nicht, ob es am Wetter liegt, aber für mich ist Dirang wirklich keine Schönheit – und irgendwie frage ich mich auch, ob das alles hält… Manche Gebäude sind oben Breiter als unten. Die Häuser werden immer wieder erweitert und angebaut und da es in die Breite nicht mehr geht dann in die Höhe. Irgendwie scheint aber dabei vergessen gegangen zu sein, dass es hier Erdbeben geben kann… Mein Hotel liegt etwas ausserhalb, vielleicht gar nicht so schlecht…
Im Unesco World Heritage Dorf Thembang
Da das Wetter nicht so toll ist, unternehme ich von Dirang aus nicht wie geplant eine Wanderung ins Sankti Tal, sondern besuche das Dorf Thembang, etwa eine Stunde Autofahrt von Dirang entfernt. Es ist ein Dorf vom Volk der Monpas und gilt als ältestes Dorf der Region. Es liegt auf einem Hügel und ist von dicken Mauern umgeben. Nur je ein Tor von Süden und Norden geben einen Zutritt zum Dorf. Früher gehörte dieses Gebiet zu Tibet und lag an einer Karawanenstrasse. Es gab immer wieder Überfälle. Deshalb musste sich das Dorf mit einer dicken, unüberwindbaren Mauer schützen. Wegen der Losarfeierlichkeiten ist momentan nicht so viel los, wir sind die einzigen Besucher. Am Dorf wird momentan viel gebaut und es soll wiederhergestellt werden, wahrscheinlich auch für Touristen. Sehr schön ist auf jedenfalls die Landschaft rundherum und die mystische Stimmung mit vorbeiziehenden Nebelschwaden. Ich mache einen Spaziergang hinauf zum Kloster auf der gegenüberliegenden Seite. Hier sehe ich meine ersten blühenden Rhododendronbäume. Wunderschöne Farbtupfer im Wald.












Glücksspiele
Losar ist eine Zeit für Familie und Freunde und so sind bei Männern und Kinder auch Glücksspiele hoch in Kurs und ich kann immer wieder beobachten wie sie zusammen spielen. Beim zweiten Spiel hier wird z.B. mit Muscheln geschielt.
Über den Himalaya nach Tawang
Zwischen Dirang und Tawang erhebt sich ein über 4000 Meter hoher Gebirgszug, den der Nationalhighway 13 in zahlreichen Kurven überwindet. Der 4170 Meter hohe Sela-Pass ist der höchste Punkt der Strasse und gar einer der höchsten befahrbaren Bergpässe der Welt. Seit 2024 gibt es aber eine Alternative zum Pass, denn etwas unterhalb sind zwei Tunnels eröffnet worden. Diesen Weg werden wir nehmen, denn gestern hat es geregnet und damit weiter oben sicherlich geschneit. Über den Pass müssten somit Schneeketten montiert werden. Diese hat unser Fahrer natürlich dabei, doch das brauch Zeit… Und da ich in Ladakh schon über den 5359 Meter hohen Khardung La und den 5360 Meter hohen Chang La gefahren bin, kann ich hier eh keinen Höhenrekord mehr übertreffen. Also auf zum Tunnel durch eine verschneite Winterlandschaft…








Der höchste zweispurige Tunnel der Welt
Am 9. März 2024 wurde der Sela Tunnel eingeweiht. Er hat die Entfernung zwischen Dirang und Tawang um 10 km verkürzt und ermöglicht eine Fahrt auch bei schlechtem Wetter und Schnee, denn der Tunnel liegt ca. 400 Meter unter dem Sela Pass.
Wir können jetzt für unsere Fahrt vom Tunnel profitieren, aber es ist schon traurig, wenn ich darüber nachdenke, warum er überhaupt hatte gebaut werden müssen. Leider sind die Beziehungen zum Nachbarn China noch immer nicht die besten, ja China meint sogar, diese Region gehört ihnen und hat den Orten auf ihren Karten chinesische Namen gegeben. Darum ist der Sela-Tunnel für Indien von immenser strategischer Bedeutung. Er ermöglicht eine schnellere Truppenverlegung sowie den Transport von Nachschub und Maschinen in das Grenzgebiet und verbessert so die indische Verteidigungsbereitschaft.
Der Sela-Tunnel umgeht den gefährlichen, schneereichen Pass und gewährleistet so die ganzjährige Verbindung nach Tawang und zur chinesischen Grenze.
PS: Wer die Signalisation im Tunnel komisch findet, in Indien herrscht Linksverkehr!



Geschichte vom Tawang-Tal
Um die Region und ihre Probleme, die bis Heute andauern, zwischen China und Indien zu verstehen, braucht es einen Blick in die Geschichtsbücher: Hier habe ich dir eine kurze und vereinfachte Zusammenfassung:
Bis 1914 stand diese Region Indiens unter der Kontrolle Tibets. Unter dem Simla-Abkommen von 1913-14 kam das Gebiet jedoch unter die Kontrolle des britischen Raj. Tibet trat mehrere hundert Quadratmeilen seines Territoriums an die Briten ab, darunter die gesamte Region Tawang und das Kloster. 1947 wurde Indien ein unabhängiger Staat und die Region von Tawang indisches Staatsgebiet. Im Jahr 1959 floh der 14. Dalai Lama aus Tibet und hatte nach einer beschwerlichen Reise am 31. März 1959 die Grenze nach Indien überschritten. Im Kloster von Tawang suchte er für einige Tage Zuflucht, bevor er schlussendlich in Dharamsala eine neue Heimat fand (dort war ich auch schon). Diese Handlung rückte Tawang aber in die Augen der Chinesen und sie nahmen dies nicht so einfach hin. China behauptete Tawang gehöre zu Tibet und ist somit ein Teil von China. So wurde das Gebiet um Tawang 1962 zum Streitobjekt im Indisch-China-Krieg. China besetzte Tawang sechs Monate lang. Dann wurden sie jedoch von der indischen Army zurückgedrängt. Viele Kriegsdenkmäler erinnern an den heldenhaften Kampf der Inder. Doch bis Heute hat China ihre territorial Ansprüche nicht aufgegeben.
Mir gefällt diese Fahrt sehr. Ich habe sie mir viel anstrengender vorgestellt, denn von anderen Passfahrten habe ich mit engen, kurvenreichen Strassen, viel Verkehr, Militärkonvois, Baustellen und Stau gerechnet. Doch hier ist nichts dergleichen, die Fahrtzeit vergeht wie im Flug und ich kann mich von der schneebedeckten Landschaft verzaubern lassen – wieder hat sich die Vegetation komplett verändert. Vor dem Tunnel treffe ich noch eine kleine indische Touristengruppe aus Mumbai. Sie sehen hier zum ersten Mal Schnee! Der erste Tunnelabschnitt ist ca. 1km, der zweite 1.5 km lang. Der Tunnel ist beleuchtet und macht für mich einen sehr sicheren Eindruck.




Kurz nach den Tunnels sehe ich meine ersten Yaks im Schnee! Ich denke aber mal, es ist eher ein Dzos, eine Yakkreuzung, denn sie sind recht klein. Dafür aber kann ich mich schön nahe heran pirschen und toll fotografieren. Wir haben auch Glück mit den Strassenverhältnissen, denn nur ein kleiner Abschnitt nach dem 2. Tunnel ist schneebedeckt und diesen meistert mein Fahrer mit bravour. Ein guter, erfahrener Fahrer, genauso wie gute Reifen und Schneeketten für den Notfall sind hier Pflicht, vor allem im Winter.
Die indische Army
Wegen dem Konflikt mit China ist in diesem Teil von Arunachal Pradesh die indische Army omnipräsent. Aber da wir die Fahrt auf einen Sonntag gelegt haben, gibt es keine Lastwagenkonvois, die wir überholen müssen. Bei den wenigen Militärbasen und Militärdenkmälern auf dem Weg lohnt sich sogar ein Stopp, denn anders als in Ladakh darf hier gehalten werden. Es hat meistens ein gutes Café für einen Chai und Toiletten (da gibt es aber schönere Exemplare 😉 ). Sehr empfehlen kann ich die indischen Cookies von der Bäckerei «Bite Of Life Cafe 5» beim Militärmuseum «Ball of Fire«. Die sind wirklich sehr lecker, selbstgemacht und es gibt sie in ganz verschiedenen Geschmacksrichtungen.




Nach dem Tunnel führt die Strasse fortwährend nach unten in das Tal von Tawang. Dort besichtigen wir den Jarlung Wasserfall. Hier fällt das Wasser 100 Meter in die Tiefe. Während dem Monsun ist er natürlich noch viel eindrücklicher. Danach erklimmen wir auch schon die letzte Steigung hoch nach Tawang.
Fototipp: Wasserfall fotografieren
Nebenstehende Fotos zeigen den gleichen Wasserfall mit unterschiedlichen Belichtungszeiten. Mit der Belichtungszeit ist es möglich, die «einzelnen» Wassertropfen einzufangen oder das Wasser «fliessen» zu lassen.
Wird jedoch die Belichtungszeit verstellt, so muss auch die Blende oder der Isowert angepasst werden. Aber Achtung, wenn du die Belichtungszeit zu lange wählst, so verwackelt das Bild. Dann brauchst du ein Stativ.


Tawang

Tawang ist eine Stadt mitten im Himalaya mit über 10`000 Einwohner. Sie liegt nahe an der Grenze zu China und Bhutan und ist darum zu einem beliebten Reiseziel für indische Touristen geworden, die der Grenze einen Besuch abstatten möchten und zudem hier zum ersten Mal Schnee sehen können!
Doch auch für mich hat Tawang sehr viel zu bieten und ich kann hier so richtig eintauchen in den tibetischen Buddhismus, seinen Bräuchen, Traditionen – einem Paradies für Fotografen, wie die folgen Bilder doch gleich beweisen. Wo gibt es das schon, ein blühender Magnolienbaum, verschneite Berge und ein kleiner Vogel, der hier Rast macht – und das auf 3000 m.ü.M.!
Morgenpuja im Kloster von Tawang
Mein Wecker klingelt schon um 4.20 in der Früh! Und keine 10 Minuten später bin ich auch schon auf dem Weg zum Kloster Tawang – es geht zur Morgenpuja, zum Morgengebet. Da es jetzt am Morgen nur noch knackige 8 Grad im Zimmer hat, geht das Anziehen wirklich rasend schnell. Wohl weisslich hatte ich gestern Abend meine Kleider schon bereit gelegt und über Nacht mit unter die 3 Bettdecken genommen, so sind sie wohlig warm. Auch meine Kameraakkus hatte ich unter den Decken verstaut, denn diese könnten sich sonst in der Kälte entladen. Mehr Tipps zum «überleben» im winterlichen Himalaya habe ich dir weiter unten 😉
Es ist noch stockdunkel um 4.30 und so kommt meine Stirnlampe zum Einsatz. Ich habe zum Glück schon am Vorabend erkundet, wo es denn ins Kloster hinein geht. Türe von Plan A und B ist noch geschlossen, also auf zum Hintereingang beim Museum. An den folgenden Morgen ist jedoch das Kloster bunt beleuchtet, ich habe mir somit den einzigen Morgen mit Stromausfall für meinen ersten Besuch ausgesucht. Das nenn ich doch Abenteuerurlaub! So sieht das Kloster aus, wenn es Strom gibt:












Punkt 5 Uhr beginnt das Morgengebet und so bin ich froh, schon ein paar Minuten vorher hier angekommen zu sein. Ein Mönch zeigt mir auch, auf welche Matte ich mich setzen darf, um den Gebeten zu lauschen. Zudem erfahre ich, dass jetzt gerade wichtige und besondere Gebete aufgrund vom tibetischen Neujahrsfest Losar starten und heute keine «normale» Puja abgehalten wird. Während dem Gebet wir die Türe von der Versammlungshalle mit einem Vorhang geschlossen.
Ich finde es unglaublich spannend und eindrücklich, auch wenn ich kein Wort verstehe. Interessant auch den Mönchen und vor allem den Novizen zu zuschauen, wie sie zum Teil fleissig mitlesen, oder dann Blödsinn anstellen und mit dem Nachbar scherzen. Ich lass jetzt mal einige Bilder sprechen, die ich dezent und ohne zu stören aufnehmen durfte…
Zwischen den Gebeten gibt es eine Pause in der Buttertee ausgeschenkt wird. Ich bekomme ebenfalls einen Becher und der ist richtig lecker. Nun bin ich im Himalaya angekommen.



Die kleinen Mönchsnovizen
Diese zwei kleinen Novizen wurden auf meine Sitzreihe strafversetzt. Wahrscheinlich, da sie so weit auseinander sitzen müssen, haben sie zusammen nur Blödsinn gemacht. Normalerweise sitzen die kleinen Novizen bei den Gebeten im hinteren Teil beisammen und werden auch von einem Mönch betreut. Zudem haben einige kleine Aufgaben wie dem Servieren vom Buttertee. Ich kann auch beobachten wie einigen etwas Sackgeld erhalten. Der eine Junge packt eine kleine Muschel aus, spielt mit ihr und versucht, sie wie die älteren Mönche als Musikinstrument zu gebrauchen.
Für uns ist es manchmal etwas unverständlich, wie so kleine Kinder schon im Kloster leben müssen. Für viele Familien ist es im Himalaya aber Heute noch immer die einzige Möglichkeit, dass ein Kind eine gute Ausbildung erhält. Die Novizen dürfen später selber entscheiden, ob sie im Kloster bleiben möchten oder lieber austreten.
Um 6.30 ist die Morgenpuja zu Ende. Und jetzt erlebe ich eine grosse Überraschung – draussen erwartet mich eine fantastische Morgenstimmung. Jetzt sehe ich sie, die schneebedeckten vier-, fünf und sechstausender des Himalayas. Oh was ist das doch für ein herrlicher Start in den Tag. Der Klosterhahn begrüsst auch den Tag mit lautem Kikerikiii…
Die Mönche haben jetzt eine halbe Stunde Pause bevor die Gebete aufgrund der Losarfeierlichkeiten wieder weitergehen. Sie geniessen auch richtiggehend die warmen Sonnenstrahlen und laufen eine Kora um die Versammlungshalle.
Draussen bekomme ich noch einen feinen Chai (indischer Gewürztee). Diese Tees sind oft die besten, da sie für die Locals zubereitet wurden und darum 100% authentisch sind. Und da habe ich auch nie bedenken zu trinken, denn der indische Gewürz-Tee wird immer aufgekocht, oft auch mehrmals.
Das tibetische Neujahrsfest Losar
Die Tibeter haben einen eigenen Jahreskalender, der sich nach dem Mond richtet. Dieser beginnt mit Losar, dem Neujahrsfest. Losar wird im Tawangtal während 2 Wochen vor allem mit Familie und Freunden Zuhause gefeiert. Dabei fliesst auch sehr viel Chang, das selbstgebraute Gerstenbier. Jetzt werden neue Gebetsfahnen aufgehängt und die Häuser herausgeputzt. Es gibt Orte wo zu Losar Maskentänze stattfinden. In Tawang ist dies aber nicht der Fall, sie feiern ihr Klosterfest schon im 11. Monat vom Mondkalender. Hingegen gibt es Bogenschiesswettbewerbe und kleinere Musikfeste. In den Klöstern finden ab dem 10. Tag nach Losar besondere Gebete statt, die den ganzen Tag dauern. Das ist ganz toll mitzuerleben, bedeutet aber auch, dass die Versammlungshalle mit ihren schönen Butterfiguren nur in den Pausen besichtigt werden kann. In der Versammlungshalle, aber auch in der Lobby der Hotels befinden sich zudem grosse Tische mit Gaben. Dort sind sowohl Süssigkeiten wie auch Früchte und Getränke aufgestellt.








Das Tawang Monastery
Das Kloster Tawang ist das grösste buddhistische Kloster von Indien. Es liegt auf einer Höhe von etwa 3000 m.ü.M, mit einer beeindruckenden Aussicht auf das Tawang Chu- Tal, das aus schneebedeckten Bergen und Nadelwäldern besteht. Es wird an seinen Süd- und Westhängen von steilen, von Bächen geformten Schluchten begrenzt. Dieser strategisch günstige Standort und die Form einer Festung erhielt das Kloster nicht zufällig, denn das Kloster wurde 1680 nach den Wünschen des 5. Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso, gegründet, der zur Gelukpa- Schule gehört, die bisher in Tawang noch nicht vertreten war (Info dazu weiter unten). Somit entstand in der Region ein Machtkampf zwischen den Anhängern der Geluk- und Nyingmapa- Schule, die hier schon etabliert war. Zudem versuchten die benachbarten Drukpas aus Bhutan, die ebenfalls der Nyingmapa-Schule angehörten, in Tawang einzudringen und die Kontrolle zu übernehmen. Deshalb wird das Kloster von einer 282m langen Mauer geschützt und es gibt 3 grosse Eingangstore. Bei den Buddhisten ging somit nicht immer alles so Friedlich zu und her.




Das Tawang Gompa hat den tibetischen Namen Gaden Namgyal Lhatse, was übersetzt „das göttliche Paradies des vollkommenen Sieges“ bedeutet. Der Name Tawang stammt ebenfalls aus dem Tibetischen und bedeutet „Ort, der vom Pferd ausgewählt wurde“.
Beim Haupteingang hat es auf der einen Seite einen kleinen Shop für religiöse Gegenstände, Gebetsfahnen, Souvenirs und Kitsch (der den indischen Touristen zu gefallen scheint). Auf der anderen Seite hat es einen kleiner Supermarkt. Hier kaufen die jungen Novizen mit ihrem Sackgeld gerne ein paar Süssigkeiten.
Gleich nach dem Haupteingangstor kommt bald ein kleiner Tempel der verschiedene Chörten enthält. Dort ist gerade ein Monpa dabei die Butterkerzen neu zu befüllen und anzuzünden.
Innerhalb des Komplexes befinden sich 65 Wohngebäude, in denen maximal 700 Mönche leben könnten. Die Häuser sind ineinander verschachtelt. Klöster und so auch die Mönchsunterkünfte sind am gelben Dach zu erkenne. Wie hier aber unschwer ersichtlich, bestehen diese als Wellblech. Am Kloster nagt natürlich auch der lauf der Zeit und 400 Jahre im Himalaya sind eine lange Zeit. Vor nicht so langer Zeit war das Kloster am zerfallen und ich bin froh, dass es gerettet und wieder instand gesetzt werden konnte – wenn auch mit neueren Materialien. Aber ich möchte mir ja nicht vorstellen, wie kalt es darin ist…
Das Tawang Gompa bei Sonnenschein








Die Versammlungshalle vom Tawang Gompa
Der imposanteste Teil des Klosters ist die dreistöckige Versammlungshalle in der sich die 8,5 Meter hohe goldene Shakyamuni Buddha-Statue befindet.
Die Butterfiguren im Kloster Tawang – wahre Meisterwerke
Ein paar Impressionen vom Klosterhof








Bei einem weiteren Klosterbesuch am Nachmittag bekomme ich weitere Losargebete zu hören. Nun ist die Halle bis auf den letzten Platz gefüllt und auch die Nonnen sind von ihren Klöster hinuntergekommen. Sie führen noch vor dem Abt eine kleine Debatte durch, hier werden Thesen vorgebracht und diese werden zu widerlegen versucht. Die Debatte ist sehr wichtig in ihrem Unterricht. Zwischendurch wird auch einmal süsser Reis als Zwischenverpflegung ausgeschenkt.
Tipps Klosterbesuch:
Besichtigungen in Tawang:
Zwei ganze Tage habe ich Zeit um Tawang und die nähere Umgebung zu entdecken. Da aber auch zwei Wochen nach dem tibetischen Neujahrsfest noch Feierlichkeiten anstehen, ist leider einiges geschlossen… Nichtsdestotrotz gibt es vieles zu entdecken. Bei Regen ist das Tawang Gompa auch ein Besuch wert. Dann dürfen die Schuhe auch ganz beim Eingang deponiert werden. Sehenswert finde ich auch das kleine Museum. Hier findet sich auf 2 Stockwerken eine Fotogalerie und viele religiöse und kulturelle Gegenstände der Region. Das Museum kostet einen kleinen Eintritt, Fotos sind nicht erlaubt.




Zentrum von Tawang
Das Zentrum von Tawang ist auch keine Schönheit, darum verzichte ich auf Fotos der Stadt. Was ich dir aber nicht vorenthalten möchte sind einige Aufnahmen vom Handwerkszentrum, dass besichtigt werden kann. Daran sollte ich mich erinnern, wenn mir im Winter wieder einmal kalt ist, denn diese Frauen haben nur einen kleinen Holzofen im Raum, darum müssen sie auch bei der Arbeit die Jacke tragen. Da die Kinder wegen Losar gerade Schulfrei haben, leisten sie den Müttern Gesellschaft.




Was ich an Tawang etwas schade finde ist, dass es nicht wirklich ein Zentrum gibt, sondern alles über einen grossen Hügelzug verstreut liegt. So braucht es ein eigenes Auto um von A nach B zu kommen. Laufen ginge zwar, jedoch sind die Strecken weit und durch die kleinen Gassen ohne Bürgersteige nicht immer angenehm. Wer jedoch Zeit mitbringt und das Wetter stimmt, dem kann ich eine Wanderung zu den beiden Nonnenklöstern empfehlen, die liegen etwas abgelegen am Hang. Sie sind aber auch mit dem Auto zu erreichen.
Der Besuch eines Nonnenklosters kann ich wirklich jedem Reisenden ans Herz legen. Zwar sind ihre Klöster nicht so gross, dafür aber freuen sich die Nonnen über Besucher und sind auch froh über eine kleine Spende, denn Nonnen haben es schwerer als die Mönche.
Choelin Ani Gompa:
Dieses kleine Nonnenkloster liegt ganz in der Nähe von meinem Hotel und blickt hinunter auf das Tawang Gompa. Vor einigen Jahren wurde vom Kloster zur Nunnery sogar eine Seilbahn gebaut, doch leider wurde sie nur ganz kurz in Betrieb genommen. Heute turnen die Affen auf der Kabine herum. Beim Eingang von der kleinen Versammlungshalle wachen natürlich auch die vier Wächter der Himmelsrichtungen. Auch nicht fehlen darf in einem Nonnenkloster der Thron für den Dalai Lama und die Opfergaben zu Losar. Die Nonnen sehe ich jeden Morgen auf meinem Rückweg von der Morgenpuja den steilen Weg hinunterlaufen, sie gehen zu den Losargebeten ins Kloster Tawang, wo sie auch willkommen sind.












Brama Dung Chung Ani Gompa
Das Ani Gompa liegt noch etwas weiter oben in den Bergen. Hier liegt sogar noch Schnee und der Weg zwischen den Häusern des Klosters ist eine grosse Rutschpartie.
Viele alte Thankas, Rollbiler, hängen in der kleinen Versammlungshalle. Die Wandgemälde sind hingegen nicht kunstvoll gemalt, sondern bestehen aus einem Druck, dessen Auflösung sehr zu wünschen übrig lässt. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade darum, sehe ich die Hingabe, welche hier stattfindet – auch mit wenig Geld kann vieles erreicht werden.




















Khinmey-Nyingma-Monastery
Das Kloster Khinmey wurde im Jahr 1440 von Kundun Sange Yeshe, dem ersten Thegtse Rinpoche, gegründet und ist damit das älteste Kloster in Tawang. Ich muss aber sagen, für mich sieht es gar nicht alt aus, denn mit seinem Glas und den «Türmchen» macht es für mich einen sehr verspielten, modernen und offenen Eindruck. In einiger Entfernung zum Haupttempel gibt es ein kleines Häuschen, wo Öllampen angezündet werden können.




Das Kloster wurde schon mehrfach umgebaut, um der steigenden Zahl von Mönchsschülern angemessene Unterkünfte zu bieten. Derzeit studieren über hundert Mönchsschüler unter der Anleitung des 14. Thegtse Rinpoche sowohl die alten buddhistischen Klassiker als auch moderne Themen. Während der Gebetspause kann ich zuschauen, wie einige Mönche Bogenschiessen. Dies ist ein sehr beliebter Sport im Himalaya und warum sollen die Mönche dies nicht auch ausüben dürfen… Das Khinmey-Nyingma Gompa gehört zur Nyingma-Schule, den Rotmützen. Diese sind zwar die älteste tibetische Glaubensschule, sie ist aber die am wenigsten strickte und die Mönche haben noch recht viele Freiheiten. Mehr zu den Schulen findest du in meinen >Reisetipps für den Himalaya.




Der Name Khinmey leitet sich vom Monpa-Wort „Khi-Ket-Nyan-Mey“ ab, was wörtlich „Ort zum Lauschen von Hundegebell“ bedeutet. Hierzu gibt es natürlich auch eine Legende…
Ich schaue mir die Haupthalle an. Wunderbar die vielen Details und religiösen Gegenstände, dir hier 100% in Gebrauch und nicht nur Deko sind. Die Halle wird beherrscht vom grimmig dreinschauenden buddhistischen Weisen Padmasambhava.
















Interessant, dass hier die Butterfiguren ganz anders aussehen als in einem Gelbmützenkloster:




Dann erklingt plötzlich das Muschelhorn und die Mönche eilen in die Haupthalle. Auch hier werden nun die Losargebete von den Mönchen den ganzen Tag lang rezitiert. Drei ältere Monpa-Damen schauen zu und drehen dabei unaufhörlich ihre kleinen Gebetsmühlen.
Ugyenling Buddhist Monastery
Das Urgyelling Gompa liegt im unteren Teil von Tawang und wurde im Jahr 1487 gegründet. Es ist der Geburtsort von Tsangyang Gyatso, dem sechsten Dalai Lama (1683-1706). Es heisst, dass sich hier vor seiner Geburt einige Wunder ereignet hatten. Zum Beispiel erzählte seine Mutter, dass sie im ersten Monat ihrer Schwangerschaft einen Steinmörser benutzte. Plötzlich füllte sich der Mörser mit frischem Wasser und füllte sich ständig weiter. Dieser Mörser ist immer noch beim Klostereingang zu begutachten.
Besonders eindrücklich finde ich auch die knorrigen, mit Moos bewachsenen Bäume, die das Kloster umgeben. Sie geben dem Klosterhof damit eine ganz spezielle Atmosphäre und die quirlige Stadt scheint meilenweit entfernt. Auch zu den Bäumen gibt es eine Geschichte:
Der 6. Dalai Lama pflanzte 3 Bäume beim Kloster indem er seinen Spazierstock in die Erde steckte. Er prophezeite aber grosses Unheil über Tibet, falls einer dieser Bäume sterben sollte. Und wirklich, als 1959 einer der Bäume durch einen Sturm gefällt wurde, musste der 14. Dalai Lama noch im gleichen Jahr aus Tibet fliehen und suchte Zuflucht in Tawang.
Das kleine Kloster ist erst gerade neu renoviert worden und die Gebetsmühlen erstrahlen in ihrer ganzen Farbenpracht. Obwohl gerade niemand da ist (wahrscheinlich sind alle Mönche bei den Neujahrsgebeten im Tawang-Kloster), kann ich ins Gebäude reinschauen. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Reihen weisser Stupas, die einigen wichtigen Oberhäuptern des Klosters Ugyenling gehören. Ein Foto vom Dalai Lama darf auch hier nicht fehlen.








Giant Buddha Statue
Auf einem kleinen Hügel über Tawang thronend, zieht die zwölf Meter hohe Statue von Buddha aus vergoldeter Bronze die Blicke auf sich. Eine Buddha-Statue mit blauen Haaren, oft als blaue Locken oder spiralförmige Muster dargestellt, ist eine Darstellung des historischen Buddha, Shakyamuni. Diese blauen Locken sind keine natürlichen Haare, sondern eine symbolische Darstellung seiner Weisheit, Erleuchtung und seiner Freiheit von weltlichen Sorgen. Im Buddhismus steht die Farbe Blau oft für Reinheit, Ruhe und Heilung.
Die Statue steht auf einem reich verzierten Sockel. Den sich darin befindenden kleinen Gebetsraum kann ich mir anschauen. Die Buddhastatue umrunde ich natürlich im Uhrzeigersinn und kann dabei die Gebetsmühlen drehen.
Chakzam Hängebrücke
Schlamm wo ich nur Hinschaue – und da müssen wir durch um zu einer weiteren Sehenswürdigkeit von Tawang zu gelangen. Zu Fuss ist keine Option, denn ich würde Knöcheltief einsinken. Aber mein Fahrer Kamal hat sein Auto bestens in Griff und steuert es gekonnt durch die Baustelle. Hier wird gerade die Strasse erweitert und ich sehe, dass hier stark der Tourismus und die gute Erreichbarkeit von Sehenswürdigkeiten gefördert und ausgebaut wird. Noch ist mein Ziel, eine Hängebrücke über den Tawang Fluss ein kleiner Geheimtipp – obwohl sie schon stattliche 600 Jahre auf dem Buckel hat.
Die Chagzam-Brücke ist eine Hängebrücke im Tal von Tawang. Sie spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte von Tawang, da sie die Dörfer verband und so Reisen und Handel erleichterte. Die Chagzam-Brücke ist ein technisches Wunderwerk, das die Zeit überdauert hat, denn die Brücke wurde im Jahr 1420 von Thangtong Gyalpo, einem buddhistischen Mönch und renommierten Architekten, erbaut. Chakzam bedeutet in der tibetischen Sprache «Eisenbrücke». Und dieses Element ist auch der zentrale Bestandteil der Brücke, eine revolutionäre Neuheit für die damalige Zeit. Sie besteht aus Eisenketten sowie Bambusmatten, die darüber gelegt werden. Auf diesen kann die Brücke bequem überquert werden.
Momentan sind diese aber in keinem guten Zustand und so überquere ich den Fluss lieber auf der neueren «modernen» Brücke gleich daneben.
Ein kleines Stück laufe ich jetzt den Hang hinauf zu einem malerisch gelegenen Steinhaus am Bach. Dieser treibt eine Mühle an. Die mahlt aber kein Getreide, sondern dreht eine Gebetsmühle im Gebäudeinnern. Bisher waren die Türen dieser «Gebetshäuser» immer geschlossen, hier kann ich aber einmal reinschauen.




Bumla Pass
Tawang ist die touristischste Region von Arunachal Pradesh. Aber nicht ausländische Touristen zieht es hierhin, sondern Indische. Sie reisen nach Tawang um den Himalaya und Schnee zu sehen. Ihr Hauptziel ist aber der 4366m hohe Bumla Pass. Dieser liegt direkt an der Grenze zu China und ist ein wichtiger Kriegsschauplatz. Wie schon in Meghalaya mit der Grenze zu Bangladesch ist auch dies eine wichtige «Sehenswürdigkeit» für Inder. Die Grenze kann aber nur mit einer Sondergenehmigung von indischen Staatsangehörigen besucht werden. Darum kann ich dir hier leider keine Bilder zeigen…
Die Rückfahrt
Auf der Rückfahrt entscheiden wir uns nochmals für den Tunnel, denn auch Heute ist der Himmel bedeckt und es liegt Schnee auf dem Pass. Die Fahrt dauert auch etwas länger, denn wir fahren an Dirang vorbei bis nach Bomdila. Unterwegs wird es nochmals abenteuerlich, denn wir kommen in die Wolken. Nebel. Dann werden hier einfach die Warnblinker eingeschaltet, das Licht bleibt hingegen aus. Incredible India! Zum Glück kennt Kamal die Strecke.
Tiere und Müll in Arunachal Pradesh
Ich bin sehr erstaunt über die vielen Vögel – wir sind ja doch auf 3000 Meter über Meer – die ich in Tawang sehen und fotografieren kann. Auch mit Affen hätte ich nicht gerechnet. Beim Kloster Tawang habe ich jedoch noch ein mich sehr traurig stimmendes Bild festhalten können: Ich habe über die Mauer geschaut – und da sehe ich einen Affen mitten im Müll! Indien hat ein grosses Problem mit dem Abfall und Arunachal Pradesh ist da kein Vorreiterbundesstaat. Ich muss dazu aber auch sagen, dass die vielen indischen Touristen ihre Gewohnheiten leider auch in den Urlaub mitnehmen und dass der Abfall kein hausgemachtes Problem vom Himalaya ist.
Ich sehe nun auch wieder mehr «verwilderte» Hunde als z.B. in der Region von Ziro, Meghalaya oder Assam. Hier sind sie keine Haushunde mehr, sondern eher Streuner – und so sehen sie leider auch aus. Trotzdem scheint es ihnen nicht schlecht zu gehen – die Hunde auf nachfolgenden Fotos geniessen auf jeden Fall ihr Nickerchen beim Kloster. Jedoch zeigt es mir wieder einmal, dass nicht alles Gold ist was glänzt, und Reisen und Fotos auch nachdenklich und traurig machen können…
Im quirligen Bomdila – endlich Shopping
Beim Sightseenprogramm in Bomdila ist meine 1. Priorität der Markt, denn bei den anderen Orten hatte ich immer Pech und der Markt hatte genau an meinem Besuchstag geschlossen (>siehe auch Tipps am Schluss). In Bomdila bildet der Markt auch das Zentrum der auf ca. 2500 Meter hoch gelegenen Stadt, die jedoch auch am Hang gebaut ist. Ganz alle Läden haben wegen Losar auch hier nicht geöffnet, doch finde ich noch das eine oder andere Mitbringsel. Besonders erwähnenswert finde ich noch den Amma Markt. Im halboffenen Gebäude verkaufen Frauen allerlei. Besonders spannend ist der steinharte Yakkäse, der auf Schnüren aufgereiht von der Decke hängt. Aber schau am besten anhand der Fotos, was es hier zu kaufen gibt:
Das Thubchog Gatsel Ling Gompa im Zentrum von Bomdila
In Bomdila gibt es zwei grössere Klosterkomplexe, eines unten in der Stadt gelegen, eines oberhalb am Stadtrand. Das Thubchog Gatsel Ling Gompa, das untere Kloster, gefällt mir ganz klar besser, es ist älter, kleiner und neu renoviert. Es gibt 2 Versammlungshallen, die besucht werden können. Das kleinere Gebäude ist das ältere Kloster. Gleich beim Kloster beginnt auch der Markt und befindet sich das Handwerks Emporium mit Werkstätten und Shop.












Das Gontse Gadern Rabgyel Ling Monastery
Das obere Kloster ist zwar grösser, die Versammlungshalle ist aber recht kahl und kalt, hier fehlen die schönen Gemälde und Verzierungen. Es wurde erst 1965 erbaut und ist eine Nachbildung des Tsona Gontse Klosters in Südtibet. Das Kloster gehört zur Mahayana Schule. Die jungen Novizen sind gerade am Cricketspielen, einem der beliebtesten Sportarten in Indien.








Eigentlich hätte ich gleich beim Kloster in deren Guesthouse übernachten sollen, doch ich wurde umquartiert und ganz ehrlich gesagt bin ich auch etwas froh darüber, denn wie freue ich mich jetzt auf eine heisse Dusche und ein warmes Zimmer. Mein Homestay liegt ausserhalb von Bomdila mit einem tollen Blick auf die Stadt. Ein eigenständiger Stadtbummel liegt so nicht drin, aber das Wetter zeigt sich eh von seiner miesen Seite. Doch gleich nebenan hat es ein neues kleines Kloster. Interessant zu sehen, dass hier die Dekoelemente etwas anders aussehen. Es sind jedoch auch die Schneelöwen, welche die Tür bewachen, der Garuda und die zwei Rehe mit dem Rad der Lehre auf dem Dach dargestellt.








Die Reise geht noch weiter…
Von Bomdila geht es wieder runter bis zur Brahmaputraebene. Ganz andere Temperaturen erwarten mich nun. Es wird wieder sehr grün und richtig tropisch. Am Fusse der Berge verlasse ich Arunachal Pradesh und es geht zurück nach Assam, wo ich von einem Gewitter mit Monsunartigen Regen begrüsst werde.

Meine Reiseroute
Nordostindien und Arunachal Pradesh ist riesig, die Entfernungen ebenfalls. Von der Brahmaputra- Ebene auf 50m.ü.M geht es nach Tawang über den 4000m hohen Selapass oder -Tunnel. Diese Bergstrassen sind kurvenreich und brauchen trotz geringem Verkehr viel Zeit. Darum bin ich meistens 2-4 Nächte an einem Ort geblieben und habe von dort aus die Umgebung entdeckt. Im ganzen war ich 4 Wochen unterwegs, davon ca. 2 Woche in Arunachal Pradesh. Weiter habe ich noch die indischen Bundesstaaten Assam und Meghalaya entdeckt.
Meine Reisetipps für Arunachal Pradesh und Tawang
Tawang ist sicher nicht eines der einfachsten zu erreichenden Reiseziele im Himalaya. Dennoch lohnt sich eine Reise sehr, nur schon um das Kloster Tawang zu besuchen.
Anreise
Tawang liegt mitten im Himalaya. Die meisten Reisenden starten ihre Tour nach Arunachal Pradesh in Assam und fliegen nach Dipugarh oder Guwahati. Von dort geht es dann auf einer mehrtägigen Fahrt in den Himalaya. Unterwegs gibt es viel zu entdecken und dass macht dann die Reise auch vielseitig und spannend.
Die Strasse nach Tawang ist sehr gut ausgebaut.
Beste Reisezeit
Durch den guten Strassenunterhalt aufgrund vom Militär und den Sela Tunnel kann Tawang das ganze Jahr über bereist werden. Im Winter hat es in den höheren Lagen ab 3000-4000 Meter sicher Schnee, was die indischen Touristen anlockt und zu einer begehrten Reisezeit machen. Da es aber in den oft unbeheizten Gebäuden sehr kalt werden kann, ist der Herbst oder Frühling sicher empfehlenswerter. Im Sommer herrscht in Assam der Monsun, was die Anfahrt schwierig macht.
Meine Reise im März
Im März beginnt auch im Himalaya langsam der Frühling. Die Rododendron und Orchideen in den Gärten beginnen in den tieferen Lagen zu blühen. Es kann aber auch noch Schnee geben. Normalerweise sollte der Februar und März eine eher trockene Zeit sein, aber bei meinem Aufenthalt war es leider sehr nass.
Guide & Permit
Um nach Arunachal Pradesh einzureisen benötigen ausländische Touristen ein Protected Area Permit. Verschiedene Gebiete direkt an der Grenze dürfen zudem von Ausländer nicht betreten werden. Inder haben da mehr Freiheiten, sie brauchen aber auch Bewilligungen etc.
Zudem wurde mir gesagt, dass es ohne Gruppe (ab 2 Pers.) und Guide für Ausländer nicht möglich ist nach Tawang zu reisen. Ein Guide ist aber auch überaus sinnvoll in den Gebieten der Monpas, denn er kann dir die Feinheiten der Kultur und das Kloster erklären und Kontakt zu den Einheimischen herstellen.
Geld & Telefon
In Tawang und Bomdila konnte ich an einem ATM der SICI Bank Geld abheben. Maximal ist pro Abhebung 10’000RS erhältlich und 200RS werden an Gebühren erhoben. Bei den anderen Banken hatte die schweizer Mastercard nicht funktioniert. Geldwechseln ist nirgends möglich.
Das Netz von Airtel funktioniert, das Internet ist aber langsam. Ich hatte eine Simkarte für 28 Tage am Flughafen Delhi für RS500 gekauft. Es wurde mir dort direkt eingerichtet und aktiviert, alleine hätte ich das nicht geschafft. In Arunachal Pradesh musste ich aber noch das Roaming aktivieren. Dies hat aber keine Kosten verursacht.
Märkte
Achtung: die Märkte und Läden sind in Arunachal Pradesh nicht am Sonntag geschlossen. Jeder Ort hat einen anderen Tag als Ruhetag. Dann haben nur noch Apotheken und kleinere Kioske geöffnet. Auch um die Feste schliessen viele ihre Geschäfte. Nach Losar, dem tibetischen Neujahrsfest, ist zum Beispiel noch 2 Wochen mit unregelmässigen Öffnungszeiten zu rechnen.
Lebensmittelmärkte sind zum Beispiel in Südindien nur in den frühen Morgenstunden. In Nordostindien starten sie aber erst viel später, meist erst ab 10 Uhr. Es gibt sogar wöchentliche Märkte in Dörfer, die erst am späten Nachmittag starten.
Kältetipps
- Viele Schichten mitnehmen und anziehen, denn wenn die Sonne scheint, kann es sehr warm sein.
- Auch warme Sachen für drinnen mitnehmen, denn öffentliche Räume und Restaurants sind meisten nicht geheizt.
- Warme Finken (Haussschuhe) mitnehmen, die Böden sind immer kalt.
- Thermosflasche mitnehmen für heissen Tee für unterwegs, denn fast in jedem Zimmer hat es einen Wasserkocher.
- Es gibt faltbare Wasserflaschen in denen auch heisses Wasser gefüllt werden kann. Diese nimmt nur wenig Platz weg, dient als Wasserflasche aber auch als warme Bettflasche.
- Einen Föhn gab es hier meistens. Ich hätte mir somit sparen können ihn mitzunehmen. Aber man weiss ja nie, und mit dem Föhn lässt sich im Notfall auch mal was trocknen…
- In jeder Unterkunft können Zusatzdecken verlangt werden. Lieber für die erste Nacht eine mehr verlangen, wie dann zu frieren…
- Kameraakkus solltest du mit ins Bett unter die Decke nehmen, denn wenn es sehr kalt ist, entladen sich diese. Wenn das Zimmer nicht geheizt ist, nehme ich auch die Kleider für den nächsten Tag mit ins Bett.
- Mütze ins Bett hilft auch sehr gut gegen die Kälte.
- Der Heisswasserboiler muss meistens manuell eingeschaltet werden. Dann unbedingt 20-30 Minuten warten bis dieser aufgeheizt ist.
Packliste Himalaya:
Innenräume
Wir sind uns in der Schweiz mit unseren Zentralheizungen nicht gewohnt, dass es im Winter drinnen genau so kalt ist wie draussen, egal ob im Hotelzimmer, dem Restaurant oder dem WC… In Indien kennen nur wenige Hotels Zentralheizungen. Ein normales Hotel ist nicht beheizt. Es hat aber sehr wohl dicke Decken, so dass niemand frieren muss und mit Glück hat es auch einen Heizstrahler, Elektroofen oder eine Heizdecke. Es kann aber sein, dass diese nicht den ganzen Tag und Nacht laufen können, da diese Geräte oftmals nur einige Stunden am Tag Strom bekommen. Dies solltest du bei der Hotelwahl sicher beachten und nachfragen, falls es dir wichtig ist.
Höhenkrankheit
Dirang liegt auf 1600 Meter, Bomdila auf 2500 Meter, und Tawang gar auf über 3000 Meter. Da könnten Probleme mit der Höhe auftreten. Ich muss aber sagen, ich hatte überhaupt keine Beschwerden, vielleicht hat es auch geholfen, dass ich von Majuli von ca 80m.ü.M nicht direkt Richtung Dirang gefahren bin, sondern zuerst nach Ziro und Seppa, wodurch ich mich an die Höhe eher anpassen konnte.
Wer sein Risiko noch minimieren möchte, der kann ein Hotel im unteren Teil von Tawang wählen. Mein Hotel über dem Tawang Gompa zählt wahrscheinlich zu einem der höchstgelegenen.
Hier findest du meine weiteren Reisebericht von meiner Nordostindienreise:
Mein Reisebüro:
Diese Reise habe ich zusammen mit meiner kleinen 4 köpfigen Reisegruppe individuell geplant und zusammengestellt. Bei der Umsetzung geholfen und alles vor Ort organisiert hat mir das Reisebüro Auf und Davon Reisen. Ich hatte wirklich eine tolle Reise und einen super Fahrer. Danke Kamal!
Weitere Beiträge vom Himalaya:
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